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Es kam zur Entfremdung, der Text blieb liegen. Es hätte das allererste Buch überhaupt über Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) werden sollen, verfasst von einem frühen Förderer und Sammler des Künstlers, dem Philosophen Eberhard Grisebach (1880-1945). Gegen Ende des Ersten Weltkrieges war er zum engsten Freund und Vertrauten des Malers geworden. Er versprach, über ihn zu schreiben, in den Feiertagen des Jahres 1917 löste er sein Versprechen ein - Kirchner war begeistert. Doch erschienen ist das kleine Buch nie. Kaum war der Krieg zu Ende, gingen die beiden Männer getrennte Wege. Das Manuskript blieb - bis auf ein einzelnes Kapitel - unveröffentlicht in einer Schublade der Familie des Autors liegen - bis auf den heutigen Tag!
In unseren Augen liegt hier ein wundervoller Text vor, geschrieben voller Empathie in zugleich präziser wie hochevokativer Sprache, randvoll mit Frische, Richtigkeit und Unmittelbarkeit, getragen von immenser Liebe zum Werk des Maler-Bildhauers und genährt durch tiefes Sehen. Dieser Essay eröffnet heute einen unvermutet lebendigen, unverbrauchten und inspirierenden Blick auf den frühen deutschen Expressionisten.
Begleitet wird das Buch von einem informativen Nachwort des Enkelsohns des Autors, Lucius Grisebach (geb. 1942), der selbst - der Familientradition verpflichtet - zu einem sehr produktiven Kirchner-Spezialisten geworden ist. So lässt sich hier die erstaunliche Erfahrung machen: Ein alter Meister ist neu auch durch einen alten Text zu entdecken! Ein Schatz, dessen Bergung lohnt.
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