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Der Dominikaner Heinrich Seuse, sel., (um 1295-1366) war ein Schüler Meister Eckharts und ist mit diesem und Johannes Tauler zusammen zu nennen, wenn es um die bedeutendsten Vertreter der sog. Deutschen Mystik geht. Sein ,Horologium Sapientiae' gehört zu den meistgelesenen und verbreitetsten religiösen Büchern des 14. und 15. Jahrhunderts. Vorlage für diese Schrift war das ebenfalls von Seuse in mittelhochdeutscher Sprache verfaßte ,Büchlein der ewigen Weisheit'. Während die deutsche Vorlage einen ungebildeten Adressatenkreis ansprechen konnte, faßte Seuse für das lateinische Buch ein anderes Zielpublikum (vornehmlich Ordensbrüder) ins Auge und paßte es ihm an. Das Buch ist in Dialogform gehalten, wobei die Ewige Weisheit (Jesus Christus) bald in männlicher bald in weiblicher Person einen Jünger in die Passionsbetrachtung und eine dem geistlichen Fortschreiten förderliche Andacht einweist. Darüber hinaus geht die Ewige Weisheit auf Lebensfragen des Jüngers ein, der als Predigerbruder durch Studium und Seelsorge Aufgaben hat, die über ein persönliches geistliches Wachstum hinausgehen. Dabei wird die Notwendigkeit einer Reform der Ordensspiritualität thematisiert, die sich an Urkirche und Altvätern orientieren soll. Mit der Intention, erkaltende Herzen wieder in Gottesliebe zu entflammen, behandelt Seuse das geistliche Leben mit seinen Hürden und Schwierigkeiten, aber auch mit seinen Höhen und Freuden bis hin zu dem Ziel, einen Vorgeschmack ewiger Glückseligkeit erleben zu können. Die Übersetzung beruht auf dem lateinischen Text der kritischen Ausgabe von Pius Künzle und läßt sich dank Marginalien, die auf Künzle Bezug nehmen, leicht parallel zum lateinischen Originaltext lesen.
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